Kolorierter Zehntenplan bei Merenschwand, 18. Jh.

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Das Stift benötigte Einkünfte – einen guten Teil davon brachte es über seine Zehnten ein. Zehntpläne wie der vorliegende zu den Zehntrechten St. Leodegars im aargauischen  Merenschwand, hielten fest, welcher Bauer wieviel Zehntabgaben ab seinem Grundstück entrichten musste. Weil die Inflation die Bodenzinse immer mehr sinken liess, wurden die Zehnten für die Stiftswirtschaft je länger je wichtiger.

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Eigentlich verlangte das Kirchenrecht, dass der Kirchensatz (das Recht, bei der Besetzung der Pfarrstelle) und der Zehntsprengel übereinstimmten. Tatsächlich aber bildeten innerhalb der stiftischen Zehntwirtschaft Kirchensätze und Zehntsprengel nur selten eine Einheit: Je näher die Zehnten an die Stadt Luzern heranreichten oder sich gar innerhalb der Stadtmarchen fanden, umso zersplitterter waren die Zehntrechte aufgeteilt. Dies konnte so weit gehen, dass an einer einzigen Liegenschaft gleich mehrere Zehntbezüger, z.B. verschiedene Stiftsämter, teilhatten.

Der Begriff «Zehnt» verweist auf den Anteil der abzugebenden landwirtschaftlichen Erträge: So sollte ursprünglich der zehnte Teil dieser Erträge der Pfarrkirche oder anderen geistlichen Institutionen zufliessen; ein «Idealszenario», wie das Beispiel St. Leodegar zeigt. Denn neben dem Stift bezogen etwa in Kriens auch die Habsburger und, diesen folgend, die Stadt Luzern Zehnteinkünfte. Für weltliche Personen (wie auch für kirchliche) war der Zehnt nicht zuletzt interessant als ein Instrument zur Durchsetzung von Herrschaft.

Dem «Idealszenario» zuwider verliefen ausserdem die Anteile der geleisteten Zehntabgaben. Diese betrugen in keinem Fall einen Zehntel der erwirtschafteten Einkünfte. Stattdessen wurden die Zehnten vielfach zu einem fixierten Betrag als Lehen an Bürger und vor allem an stiftische Amtsleute abgegeben. Anders als bei den unbefristeten Erblehen hatte das Stift ein Interesse daran, die Lehen zeitlich zu begrenzen. Je nach Konjunkturverlauf variierten die landwirtschaftlichen Erträge nämlich von Jahr zu Jahr und konnten dem Stift entsprechend höhere Einträge einbringen. In Horw oder in Root wiederum wurden die zu erwarteten Zehnteinnahmen offenbar regelmässig geschätzt und dann verpachtet. Diese Zehnten erwiesen sich als lukrativ und überstiegen gerade in Horw die Erträge an Bodenzinsen bei weitem.

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