Bauernkrieg 1653: Forderungen von Stadt und Amt Willisau an die städtische Obrigkeit, 21. Februar 1653

Ende Dezember 1652 kam es im Entlebuch zu einer ersten konspirativen Zusammenkunft, Vorbote des im folgenden Jahr die Eidgenossenschaft erschütternden Bauernkrieges. An der Revolte, die im Entlebuch schon im Januar einen ersten Höhepunkt erreichte, beteiligten sich schliesslich zehn der dreizehn luzernischen Ämter. In der ersten Hälfte Februar griff die Agitation auf das Amt Willisau über. Am 19. Februar trat eine Delegation der Gemeinden der Grafschaft vor den Rat in Luzern und stellte drei Begehren, welche die aufgeschreckte Obrigkeit denn auch umgehend bewilligte. Zahlreichere und weiter gehendere Forderungen wurden dann an einer Landsgemeinde erhoben, die am 21. Februar in Anwesenheit des Landvogtes Jost Pfyffer in Schötz stattfand. Die Zahl der Teilnehmer soll 3000 Personen betragen haben.

Text von August Bickel, stark gekürzt. Der vollständige Text, Quellenangaben und weitere Quellen finden sich in: Die Rechtsquellen des Kantons Luzern. Zweiter Teil, Rechte der Landschaft. 2. Bd: Vogtei Willisau. 1. Halbband: Freiamt, Grafschaft, Landvogtei Willisau, bearb. August Bickel, Basel 2002, S. 573-588, dort Fassung III 1653 (in der Bibliothek des Staatsarchivs unter der Signatur F.e 3:2.2.1)

Quelle: Staatsarchiv Luzern, AKT 13/3587

Druckbares Dokument (3 Bildseiten)

Klicken Sie auf ein Bild, um eine vergrösserte Bildschirmansicht zu erhalten.

Bauernkrieg 1653: Forderungen von Stadt und Amt Willisau an die städtische Obrigkeit, 21. Februar 1653 - Seite 1
Bitt unndt begeren an unnsere liebe herren unndt väteren der loblichen statt Lucern, so die graffschafft Willisaw begert:
1. Erstlichen ist unnser will unndt meinung, daß mann ein schuldtheiß unndt stattschreiber wie auch die weibel von den burgeren zu Willisaw nemme unndt von den amptslüthen an dem schwertag auff dem fischbanck offentlich solle gemehrt werden.
2. Zum anderen auch die ampt sächser unndt raths herren auff gemeltem tag auff gemeltem fischbanck solle gemehrt werden, wie auch ein paner herr, ampts fenderich unndt seckelmeister. Doch solle fürhin ein seckelmeister von den burgeren unndt auch einer ab der lanndtschafft sein, domit niemandt zu klagen habe unndt zu zweifflen.
3. Dritens solle fürthin ein herr lanndtvogt sich widerumb ins künfftig in der statt Lucern auffhalten unndt in seinem kosten auffriten unndt dann uff gewonliche abricht kommen unndt zu Willisaw mit herren schultheis unndt auch in den gerichten mit einer urtheil laßen umbfragen umb die bußen, auch mit dem vorbehalt, wans nit von den beampten beklagt, von dem kleger wol erwisen werden, wo nit, solle der kleger in sein fuß stopffen erkent werden. Unndt soll mann fürthin die abgestorbnen nit mehr zu straffen haben, sonder sie ruhen laßen.
4. Zum vierten, was angelangt die sächser, sollen sie widerumb den underthanen vorstehn, wie von alterhar auch der bruch ist gesin, unndt soll mann daß reisgelt zu Willisaw auch zeigen unndt vor zellen unndt jhnen auch ein schlüßel dar zu geben.
5. Zum fünfften sollen auch die großen zöll unndt daß rattengelt wie auch daß umbgelt unndt salzzöll freygestelt unndt endtlich unndt genzlich entlaßen sein.
6. Zum sächßten soll auch der frie kauf unndt lauff im salz, roß, vich, in summa in allen sachen, von frembden unndt heimbschen, richen unndt armen, freygestelt sein.
7. Zum sibenden, was anbelangt die mandaten, so unnsere gn. h.
Bauernkrieg 1653: Forderungen von Stadt und Amt Willisau an die städtische Obrigkeit, 21. Februar 1653 - Seite 2
unnß zu schicken, sollen nit angenommen werden, mann habs dann zuvor übersehen. Unndt wann die ampts lüth finden, daß den lanndtlüthen nuz unndt guott ist, als dann mögents offentlich verlesen werden.
8. Zum achten, was anbelangt die teilungen, auch wäßerungen, zünen unndt marken, soll manns mit den nächstgelegnen ampts lüthen unndt geschwornen abmachen, wo mann es nit selbsten kann.
9. Zum neünten ist unnser aller will unndt meinung, von unnseren lieben herren unndt väteren unndt oberen der statt Lucern die alte brieff undt sigell der graffschafft, wie sy an sy kommen sindt unndt was sy für fricheit unndt gerechtigkheit gehaben heigen, widerumb aus zu heben.
10. Zum zehenden, was die gülten anbelangen, sollen sy keinen zu zwingen haben, die abzulösen, wann die sazungen guott unndt daß vermögen nit verhanden.
11. Zum elfften, was belangen thut daß gelt entlehnen, zaligen zu kauffen, soll mann darfür bargelt zalen, nit alte küe, schulden. Sollent auch nit mehr dan fünff von hundert guldin abziechen, wie unnsere alte auch gethan haben.
12. Jtem wann einer ablösig oder zaligen oder verfallen zaligen zinß schuldig ist, sollen sy mit guter, junger wahr unndt was mann auff den underpfanden bauwet oder erziecht, nach brauch unndt ambtsrecht.
13. So einer dem herren lanndt vogt in die buoß erkent ist, soll er nit beßer recht haben dann andere schulden, nach brauch unndt ambtsrecht.
14. Was belangt den herren straß meister, soll er nit witer zustraffen haben dann vor rath unndt gericht. Unndt wann einer ein straß oder wäg neüw macht unndt guott ist, soll er ohngestrafft verbleiben.
15. Soll fürhin alle brandtschazig unndt anstelligen endtlich unndt genzlich entlaßen sin.
16. Was fääl unndt ehrschäz belangt, soll mann unnß halten, wie unsere fromme alten auch seindt gehalten worden; unndt köndt auch vor rath oder gericht der tax gemacht werden dar von.
17. Sindt bey manns dencken vill bruderschafften ufferstanden, wie wol der gottßdienst guott. Aber der packt deß lohns unndt deß handt wercks  
Bauernkrieg 1653: Forderungen von Stadt und Amt Willisau an die städtische Obrigkeit, 21. Februar 1653 - Seite 3
halber unndt die bruderschafft gelt widerumb frey gestelt sin sollen.
18. Sollen die auffschläg undt auskauff unndt tuschbrieff nit mehr auffgezwungen werden. Die auffschläg sollen in der fründtschafft gewalt sin, ein aus kauff mit einer quittierung von einem ehrlichen mann guott sin, der überrest deß tauschs auch ein beilzedel gemacht werden.
19. Was daß pirsen, fischen unndt jagen, solle alles widerumb freigestelt unndt endtlaßen sin.
20. Was Solothurner, Fryburger bazen, sollen sy auch umb dry krüzer genommen werden, wie dann von unnser oberkheit geboten zunemmen, unndt dann in zweyen tagen umb zwen schillig gerüefft, daß dem lanndtmann zu schaden kommen.
21. Was die vogt kinder rechnung, soll es bey seiner gemein, gricht unndt geschwornen in ein sonderbars buoch auffgeschriben undt mit geringem lohn angenommen werden, unndt in allen gerichten die urthel auffgezeichnet werden.
22. Was belangt die schulden, so auff st. Mathisen tag (1653 Februar 24.), etlich wuchen vor oder nach, verfallen, sollen auffbehalten sin auff künfftig st. Verenaetag (1653 September 1.).
23. Was belangt die botten, gißlefreßer, soll er kein kosten zutriben haben bis auff die ander ablösig, zinß oder zalig, unndt nit mehr dann zwen in die graffschafft kommen unndt vom herren landtvogt ein zedel haben, wo nit, soll mann jhnen kein bescheidt geben.
24. Was belangt daß fronen deß haus Kastelen unndt der glichen, auch endtlich unndt genzlich entlaßen.
25. Was die harzer belangt, so unnsere gn. h. auff weldt bestelt, soll es nit mehr gültig sin, sonder an denen stohn, wo der wald jhren ist.
26. Soll kein gericht nach recht mehr gehalten werden bis nach austrag dises handels.
27. Wann einer pfandt dar schlagt, soll er aus dem thurn entlaßen sin.
[-] Mit gwehr, gschoß gerüst, unndt krüzgang gehalten werden, zu gott schryen, unndt zu seiner lieben, werthen muoter unndt allen lieben heiligen geschworen. Amen.
Auf dieser Webseite werden zur Verbesserung der Funktionalität und des Leistungsverhaltens Cookies eingesetzt. Durch Klicken auf den OK-Button stimmen Sie der Verwendung von Cookies auf dieser Webseite zu.
Weitere Informationen